6. August 2018
Dramatisch: Für fast die Hälfte der Kassenstellen in der Steiermark keine Bewerbungen
33 kassenärztliche Stellen wurden im Juni in der Steiermark ausgeschrieben. Für 15 davon gibt es keine einzige Bewerbung. Betroffen sind neun Facharztstellen und sechs allgemeinmedizinische Stellen. Der steirische Ärztekammerpräsident Herwig Lindner sieht „dringenden Handlungsbedarf“. Vizepräsident Norbert Meindl drängt darauf, dass der neue steirische Kassenvertrag, der die Attraktivität von Kassenstellen erhöhen soll, rasch auf Bundesebene bestätigt wird.
„Der Landärztemangel, von dem seit Jahren gesprochen wird, ist nur mehr ein Teil der Wahrheit. Wir haben mittlerweile einen dramatischen Kassenärztemangel. Allgemeinmedizinische und fachärztliche Stellen sind gleichermaßen betroffen“, sagt Norbert Meindl, Obmann der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte und Vizepräsident der Ärztekammer Steiermark.
Im Juni wurden 33 Kassenarztstellen in der Steiermark ausgeschrieben, bei 15 gibt es eine Null-Meldung, also keine einzige Bewerbung. Das sind mehr als 45 Prozent der ausgeschriebenen Stellen. Wobei Facharztstellen für Kinder- und Jugendheilkunde, Gynäkologie und Psychiatrie noch stärker betroffen sind als die klassischen Haus- und Landarztstellen. Hier gibt es für exakt die Hälfte der 18 ausgeschrieben Stellen, nämlich 9, keine einzige Bewerbung. Betroffen sind 5 Gynäkologie-, 3 Kinder- und Jugendheilkunde-Stellen sowie eine psychiatrische Stelle. Bis auf eine Stelle befinden sich alle in Bezirkshauptstädten. Bei den allgemeinmedizinischen Stellen sind „nur“ 6 von 15, also rund 40 Prozent betroffen. In Summe sind es mehr als 45 Prozent.
6 der betroffenen Stellen wurden bereits öfter, bis zu sechsmal ausgeschrieben. Bei einigen der Stellen gab es sogar österreichweite Ausschreibungen.
Abhilfe soll der neue zwischen Ärztekammer und GKK ausverhandelte Kassenvertrag bringen, der vor allem in den Bereichen Allgemeinmedizin, Kinder- und Jugendheilkunde sowie Gynäkologie die Attraktivität der Kassenstellen deutlich verbessern wird. Der Vertrag muss allerdings noch vom Hauptverband bestätigt werden, was nach derzeitigem Stand nicht vor Oktober möglich sein wird. Es gab auch Spekulationen darüber, dass die neuen gesetzlichen Regelungen für die Krankenkassen diese Genehmigung infrage stellen.
Meindl: „Alle in der Politik haben den Ernst der Lage erkannt, es gibt wohl keine Zweifel, dass die steirische Bevölkerung diesen Kassenvertrag dringend braucht.“ Auch die Teilung von Arztverträgen (Jobsharing) wird dann möglich. Das könnte viele junge Ärztinnen und Ärzte dazu motivieren, sich für einen Kassenvertrag zu interessieren.