AERZTE Steiermark 04/2025
Landarzt aus Leidenschaft
Dass es Peter Kraus als praktischen Arzt nach Pischelsdorf am Kulm verschlagen hat, ist einigen Zufällen zu verdanken. In der Slowakei geboren und aufgewachsen begann er nach seinem Medizinstudium in Bratislava mit der Ausbildung zum Zahnarzt in Brünn. Zu diesem Zeitpunkt lebte er in der Slowakei, studierte in Tschechien und arbeitete in Österreich. Nach der Familiengründung gab er die Ausbildung zum Zahnarzt auf und zog schließlich nach Deutschland, zunächst Heilbronn, dann Passau und in der Folge nach Österreich, Laßnitztal, wo seine Schwägerin und sein Schwager bereits wohnten. Das war während der COVID-19-Pandemie.
Jeder Tag ist anders
„Man hat dringend nach Ärzten gesucht. Ich habe die ersten drei Monate nur geimpft“, schmunzelt er heute. „Dann habe ich an vielen verschiedenen Orten vertreten.“ Letztlich war er am LKH Weiz in der Notaufnahme. Aber: „Ich wollte immer schon im niedergelassen Bereich arbeiten“, so Kraus „während meiner Ausbildung wurde ich bei Hausärzten zum Schnuppern eingeladen und das hat mir sehr gut gefallen.“ Kraus schätzt die Abwechslung: „Man ist mit vielen Krankheitsbildern konfrontiert, nicht nur aus einem Fach – jeder Tag ist anders.“ Wichtig ist ihm auch die Beziehung, die man als Hausarzt zu seinen Patient:innen aufbaut.
Erste Anlaufstelle
Vieles ist am Land anders als in der (Groß-)Stadt. „Es gibt nicht so viele Spezialist:innen, man ist als Hausarzt oder -ärztin meist die erste Anlaufstelle.“ Und so strömt auch Jung bis Alt in seine Anfang Jänner eröffnete Ordination. Von Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen über Vorsorgeuntersuchungen und klassische hausärztliche Leistungen bis zu Infusionstherapien reicht das Spektrum. „Als Arzt bzw. Ärztin am Land machen wir die Primärversorgung. Jeder macht, was er sich zutraut und distribuiert, wenn nötig, an die entsprechenden Kolleg:innen bzw. die Klinik.“
„Wollte immer aufs Land“
Mit seiner Entscheidung ist Kraus rundherum zufrieden. „Ich wollte immer aufs Land. Ich bin auch in einer Kleinstadt aufgewachsen – die Zeit vergeht hier gefühlt ein bisschen langsamer und auch die Patient:innen sind meiner Erfahrung nach anders als in der Stadt.“ Jeden Morgen, wenn seine Mitarbeiterinnen ihn begrüßen, freut er sich in seine Ordination zu kommen. „Die Damen sind wirklich top – immer gut gelaunt und freundlich. Es macht viel aus, die richtigen Menschen um sich zu haben.“ Glücklich macht ihn auch, wenn er mit seinen Patient:innen Therapie-
erfolge erreicht. „Die Leute sind echt froh und danken mir, aber es gibt nichts zu danken. Es ist mein Beruf und ich freue mich ehrlich mit ihnen.“ Was er an seiner Selbständigkeit noch schätzt: die Abläufe in seiner Ordination selbst gestalten zu können.
Größte Herausforderungen
Bei der Auswahl der Software und Medizintechnik haben ihn Kollegen sehr unterstützt. Termine für die Schulungen zu finden, an denen alle Zeit hatten, war am schwierigsten. So musste die Ordinationseröffnung schließlich um eine Woche verschoben werden. Seither füllt sie sich täglich aufs Neue. Die Wartezeiten sind aber überschaubar, denn neben Online-Terminbuchungen bietet die Website Patient:innen stets die Möglichkeit, die aktuellen Wartezeiten einzusehen und ihren Arztbesuch zu planen. „Das ist ein cooles Tool“, ist Kraus begeistert „wer es einmal genutzt hat, macht es nicht mehr anders.“
Tipps für Nachahmer:innen
Jungen Ärzt:innen, die über eine Selbständigkeit nachdenken, rät er, großes Augenmerk auf die Auswahl guter Mitarbeiter:innen zu legen und eine gute Ausbildung zu machen, bei der man möglichst durch mehrere Abteilungen und Kliniken geht. Auch aus den vielen Vertretungen bei niedergelassenen Ärzt:innen hat er viel Wertvolles mitgenommen. „Jeder und jede macht Dinge anders. Bei meiner eigenen Ordination habe ich das für mich Beste herausgenommen.“
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