AERZTE Steiermark 09/2024

 

Alles machbar

„Mein Interesse für die Medizin verdanke ich eigentlich einem Ferialjob bei einem Arzt”, erzählt Adrian Mathias Moser, seit März 2023 Kassenarzt für Allgemeinmedizin im weststeirischen Bärnbach. „Ich habe da als Sommerjob in der Ordination von Michael Wendler Medikamente geschlichtet, Sachen repariert u. Ä., aber eben auch erlebt, wie spannend Allgemeinmedizin sein kann. Da mich auch Wissenschaft sehr interessiert hat, entschied ich mich für das Medizinstudium in Graz.”

Forscher und Arzt

Geprägt durch eine Diplomarbeit auf der Pharmakologie im Bereich Asthma-Immunologie und auch Wurzeln in Schweden ging Moser ans Karolinska-Institut in Stockholm, um Wissenschaftler zu werden. „Die Immunologie faszinierte mich als großer Übersetzer bio-psycho-sozialer Einflüsse auf die Entstehung von Gesundheit und Krankheit. In der Forschung interessierten mich immer mehr die Hintergründe von Immunerkrankungen – warum bekommt jemand eine Allergie, warum eine Multiple Sklerose? Durch die Erfahrungen im Labor wurde mir schnell bewusst, dass ich mit Patienten in ihrem bio-psycho-sozialen Umfeld arbeiten wollte. Darum ging ich nach Österreich zurück, um den Turnus in den steirischen Spitälern zu machen.“ Das Interesse an der Wissenschaft aber blieb: Parallel zum Turnus begann er das Doktoratsstudium für medizinische Wissenschaft auf der Med Uni in Graz zum Thema Mikrobiota in immun-mediierten Erkrankungen und nutzte dabei auch die in Stockholm gewonnenen Einblicke. In seiner wissenschaftlichen Tätigkeit konnte Moser einige Originalarbeiten als Erstautor in renommierten Journalen publizieren, u. a. einen Comment im Lancet. Im Turnus verbrachte Moser auch sechs Monate in der AM-Lehrpraxis bei Michael Wendler. Diese Arbeit „am Puls des Lebens” (© Wendler) blieb immer in Mosers Hinterkopf. „Wenn man sich mit der Prägung und dem Einfluss der Darmflora auf das Immunsystem beschäftigt, kommt man immer mehr auf das Thema Lebensstil; und Lebensstil bedeutet Allgemeinmedizin: bio-psycho-soziale Faktoren, welche multifaktoriell den Menschen beeinflussen – und auch prägen. Mit diesem Bewusstsein wird die Allgemeinmedizin zum Brennpunkt. Da wollte ich arbeiten!”

Longitudinal arbeiten

An der Allgemeinmedizin freut ihn die enorme Bandbreite. „Vom drei Monate alten Baby bis zur 91-jährigen Greisin kann ich alle Altersgruppen behandeln und dazu noch longitudinal”, so Moser. Durch die Erfahrungen aus Wissenschaft und Klinik legt Moser viel Wert auf Beratung in allen Lebenslagen – von der klassischen Lebensstilberatung bis zu der bei Magen-Darm-Beschwerden. Das bio-psycho-soziale Zusammenspiel steht immer im Fokus.

Beworben hat sich Moser für Stellen in Bärnbach, Bruck und Kapfenberg – und war überall der einzige Bewerber. „Ich habe mich dann für Bärnbach entschieden, weil das von meinem Wohnort in Gratwein-Straßengel gut erreichbar ist”, so Moser. „Eigentlich war es aber eine Praxisneugründung, weil ich nach zwei Jahren Vakanz auf dieser Planstelle ja nichts übernehmen konnte.” Vom Standort her ergab sich die glückliche Fügung, ein ehemaliges Physiotherapie-Institut beziehen zu können, das eine hohe Ordinationstauglichkeit aufwies. „Und mit meinen Mitarbeiterinnen habe ich extremes Glück gehabt”, schwärmt der junge Kassenarzt, „die sind einfach wundervoll und sehr kompetent.” Wobei die Praxisgründung schon „ein großes Abenteuer” für Moser ist: „Am ersten Tag hatte ich eine Mutter mit Kind als Patientin, am nächsten Tag kamen dann zwei oder drei. Man muss viel Zuversicht haben, weil man in der ersten Zeit kein Einkommen hat, wenn man keinen Patientenstock übernehmen kann. Darauf muss man sich einstellen”, so Moser.

Was die Führung einer Kassenpraxis anlangt, dachte sich Moser anfangs: „Das wird eine Herausforderung werden. Aber jetzt muss ich sagen: Nach einer Eingewöhnung ist alles machbar.”

Grazer Straße 50a1