AERZTE Steiermark 04/2025

 

Was treibt unsere Spitalsärzt:innen an?

Ein Blick hinter die Kulissen der Spitalslandschaft: Was macht die Ärzt:innen zufrieden, und wo drückt der Schuh? Eine aktuelle IMAS-Umfrage im Auftrag der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK) liefert nicht nur spannende Einblicke, sondern auch klare Botschaften an die Politik.

Eines gleich vorweg: „Die Freude an der Arbeit ist der wichtigste Faktor für unsere Spitalsärzt:innen“, greift KO Gerhard Posch den zentralen Punkt der Umfrageergebnisse auf. Denn die Zahlen sprechen eine klare Sprache: 97 % der Befragten bewerten diesen Aspekt als „sehr wichtig“ oder „wichtig“. Dabei geht es nicht nur um die Leidenschaft für den Beruf, sondern auch um das Bewusstsein, einen gesellschaftlich wertvollen Beitrag zu leisten – ein Wert, den 74 %der Ärzt:innen hoch einschätzen. Gleichzeitig zeigt sich, dass persönliche Entfaltungsmöglichkeiten (83 %) und materielle Absicherung (80 %) ebenfalls zentrale Rollen spielen.

Was die Ergebnisse deutlich zeigen: Die Ärzt:innen sind mit Herzblut dabei – aber sie brauchen auch die richtigen Rahmenbedingungen, um ihre Arbeit bestmöglich auszuführen. Das ist nicht nur eine Frage der Zufriedenheit, sondern eine Grundvoraussetzung für eine funktionierende Gesundheitsversorgung.

Wo Licht ist, gibt es auch Schatten

Trotz hoher Zufriedenheit mit ihrer Tätigkeit insgesamt (Schulnote 2,4) und dem Betriebsklima (2,7) gibt es Bereiche, die dringend Aufmerksamkeit benötigen. Besonders kritisch sehen die Befragten das Ausmaß ihrer Arbeitszeit (Schulnote 3) und die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben (3,2). Hier klaffen Anspruch und Realität oft weit auseinander. Auch bei Maßnahmen zur Frauenförderung und beim Zeitbudget für die Ausbildung junger Kolleg:innen sehen viele Ärzt:innen noch Luft nach oben.

Diese Schwachstellen sind keine Nebensächlichkeiten – sie betreffen die Attraktivität des Arztberufs insgesamt. Gerade in Zeiten, in der jede einzelne Ärztin und jeder einzelne Arzt wichtig für das Gesamtsystem ist, müssen diese Themen auf die politische Agenda.

Ein Appell an die Politik

Die Ergebnisse der Umfrage sind mehr als nur eine Bestandsaufnahme. Sie sind ein klarer Auftrag an Ent-scheidungsträger:innen. „Wir müssen Maßnahmen zur Patientenlenkung setzen, Bürokratie abbauen und flexible Arbeitszeitmodelle schaffen“, fordert Posch. Denn nur so kann sichergestellt werden, dass Ärzt:innen ihre Freude an der Arbeit behalten – und dass junge Menschen sich weiterhin für diesen Beruf entscheiden.

Die Ergebnisse der IMAS-Umfrage zeigen deutlich, wie viel Potenzial in der ärztlichen Gemeinschaft steckt. Ärzt:innen sind mit Leidenschaft und Engagement bei der Sache – und das ist die Basis für ein leistungsfähiges Gesundheitssystem. Zufriedene Ärzt:innen bedeuten zufriedene Patient:innen – und das ist ein Gewinn für uns alle.

Zur Umfrage

Die aktuelle Spitalsärzteumfrage wurde von der Bundeskurie Angestellte Ärzte der ÖÄK in Kooperation mit IMAS-International, Institut für Markt- u. Sozialanalysen durchgeführt. Die Befragung erfolgte mit Online-Interviews von Dezember 2024 bis Jänner 2025.

 

In der nächsten Ausgabe widmet sich die Serie den Themen Arbeitszeit, Nachtdienste und Wünsche aus der Befragung.

 

Foto: Furgler