AERZTE Steiermark 06/2025

 

Ein Gewinn an Lebensqualität

Nicht nur Medizin, sondern auch Sportwissenschaften hat die Augenärztin Marianne Nitsche-Resch studiert. „Sport war auch meine große Leidenschaft und ich wollte das kombinieren“, sagt sie. Doch dann kam sie mit der Augenheilkunde in Berührung und war fasziniert: „Das Tolle an der Augenheilkunde ist, dass man – von jung bis alt – mit allen Altersgruppen in Berührung kommt. Gesunde kommen zu einer Kontrolle, andere wegen verschiedensten Krankheitsbildern. Das Spektrum ist extrem breit.“

Von Barcelona bis Arlberg

Abwechslungsreich passt als Stichwort auch zum Werdegang der Ärztin: Ein Studienjahr in Redlands in Kalifornien, während des Medizin-Studiums ein Erasmus-Jahr in Spanien und danach eine Saison als Schilehrerin am Arlberg – um nur einige Stationen zu nennen. Den Turnus absolvierte sie in der Steiermark und ist auch Allgemeinmedizinerin. Als Stationsärztin im Sanatorium Leech hatte Nitsche-Resch aber „das Gefühl, dass ich noch nicht am Ziel bin. Deshalb habe ich an der Augenklinik hospitiert und das hat mir so gefallen, dass ich erst die Lehrpraxis in Knittelfeld gemacht und dann in Graz gearbeitet habe“. Unter anderem war sie in der Sicca-Ambulanz tätig und erhielt 2017 einen Sicca-Forschungspreis. Insofern gehören das trockene Auge und seine Therapie zu ihren Spezialgebieten; ein Thema, das heute durch Bildschirmarbeit und Kontaktlinsen immer wichtiger wird. In dieser Zeit kamen ihre Kinder auf die Welt, erzählt Nitsche: „Es war nicht immer einfach die Facharzt-ausbildung mit drei kleinen Kindern zu vereinbaren, aber wenn man es möchte, findet sich ein Weg.“ In diesem Fall mit Unterstützung des Ehemanns und der Großeltern.

Ziel erreicht

Mit 13. Jänner diesen Jahres hat die Augenärztin, die auch bei Tennismeisterschaften und bei Bezirkscuprennen im Schifahren erfolgreich ist, nun ihre eigene Praxis in Graz eröffnet – ein Ziel, das sie lange verfolgt hat. „Es ist nicht leicht in Graz eine Kassenstelle zu bekommen, daher bin ich sehr glücklich, dass ich das geschafft habe.“

Doch was waren die Herausforderungen? „Meist kann man bei einer Kassenstelle eine bestehende Praxis übernehmen, doch in diesem Fall wurde diese einem Wahlarzt übergeben und ich musste von Null starten.“ Das Finden von Räumlichkeiten – gefunden wurden sie schließlich in der St.-Georgen-Gasse – und die Voraussetzungen vom Personal bis zu den Geräten mussten gemanagt werden. „Es hat sich total gelohnt. Jetzt ist es genau so geworden, wie ich es wollte und wir sind nun für alle Altersgruppen da, auch für Kinder.“ Zusätzlich bietet sie privat Lid-Operationen an. „Das hat mich auf der Klinik schon sehr interessiert. Bei Problemen mit einem hängenden Oberlid sorgt die Operation nicht nur dafür, dass man wieder besser sieht. Dazu kommt, dass es auch optisch einen Unterschied macht und das ist total schön, wie glücklich die Menschen danach sind.“

Freundlichkeit im Zentrum

Am meisten genießt die Ärztin nun die Selbstbestimmung: „Es ist ein riesiger Bonus und ein Gewinn an Lebensqualität, wenn man auch mehr Verantwortung trägt.“ Jungen Ärzt:innen empfiehlt sie die Selbstständigkeit: „Allerdings rate ich, erst in einer Ordination mitzuarbeiten. Denn das Betriebswirtschaftliche bekommt man weder auf der Uni noch auf der Klinik mit.“ Im niedergelassenen Bereich könne man sich viel abschauen und erkennen, was einem selbst wichtig ist. „So war die Zeit, in der ich bei Dr. Glatz am Hauptplatz mitgearbeitet habe, eine perfekte Vorbereitung.“ Und was ist ihr nun wichtig? Marianne Nitsche-Resch sagt: „Die Freundlichkeit. Die muss sich durchs Team ziehen, denn die Patient:innen sollen sich ernstgenommen, freundlich behandelt und gut aufgehoben fühlen.“ Und das klappt: „Ich bin so froh, dass ich mit einem so netten Team arbeite! Das Arbeiten ist lustig und das spüren unsere Patient:innen“, strahlt sie.

 

Fotocredit: Chris Zenz