19. September 2022


Medikamente

Ärztekammer warnt: Wirkstoffverschreibung „gefährlich für Patientinnen und Patienten“

Wirkstoffverschreibung führt zu ständig wechselnden Medikamenten – oft keine genaue Dosierung möglich – Anschlag auf die Patientensicherheit.

„Wenn Ärztinnen und Ärzte wie vorgeschlagen keine konkreten Medikamente verschreiben sollen, sondern nur Wirkstoffe, ist das mitunter brandgefährlich für die betroffenen Patientinnen und Patienten“, warnte am Montag der Obmann der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte in der Ärztekammer Steiermark, Vizepräsident Dietmar Bayer.

Die so genannte ‚Wirkstoffverschreibung‘, so Bayer, klingt in der Theorie vielleicht einfach machbar, würde aber in der Praxis dazu führen, dass Patientinnen und Patienten in den Apotheken ständig andere Produkte bekommen, je nachdem, was eine Apotheke gerade aus ökonomischen Gründen vorrätig haltet, außerdem wäre keine präzise Dosierung mehr möglich, weil nicht alle Tabletten gleich gut teilbar sind.

Der steirische Ärztekammer-Vizepräsident – er ist selbst Psychiater – nannte ein Beispiel aus der eigenen Praxis: Er habe einem Patienten, der an einer Depression leidet, ein ganz spezielles Arzneimittel verschrieben, weil die Tablette ganz einfach gedrittelt werden kann, was für die betreffende Person wichtig war mit einem Drittel zu beginnen. Nur: In der Apotheke habe man dem Leidenden dann andere – nicht teilbare – Tablette geben. „Das Ergebnis war, dass der depressive Patient so verunsichert war, dass er mehrere Tage überhaupt kein hilfreiches Medikament eingenommen hat“, berichtete Bayer.

Eine ‚Wirkstoffverschreibung‘ sei also als Anschlag auf die Patientensicherheit strikt abzulehnen, fasste der Obmann der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte zusammen.